Zechensiedlung Hervest

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Entwicklung

Datei:Planung_1913.gif Plan von 1913




Um ausreichenden Wohnraum für die Bergleute bereitstellen zu können, wurde auf der der Zeche gegenüberliegenden Seite an der Halterner Straße eine Zechensiedlung errichtet. Dieses Areal war aus Sicht der Gemeinden Hervest, Holsterhausen und Dorsten weitgenug von ihren Siedlungen entfernt, so dass keine Konflikte durch das Zusammenleben mit den zugezogenen Arbeitern aus fremden Regionen und Ländern befürchtet werden musste.

In der Gründerzeit und bis in die Anfänge des 20. Jahrhundert haben Industriebetriebe oft selbst Siedlungen gebaut und diese gegen vergleichsweise geringe Entgelte an ihre Beschäftigten vermietet.

Ein besonderer Vorteil aus der Sicht der Zechengesellschaften war, dass so eine besondere Bindung zur Zeche entstand. Bedenkt man, dass junge Familien in dieser Zeit sich rasch vergrößerten und meist vier und mehr Kinder hatten, wird deutlich, dass ein Wechsel der Arbeitsstelle schwer fiel, da in weiten Bereichen der Nichtmontanwirtschaft preiswerte Mieten für mittlere bis große Wohnungen nicht angeboten wurden. Wenngleich die angeworbenen Kumpel zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr schwere Arbeit zu leisten hatten, waren doch die Lebensbedingungen in der neuen Zechensiedlung in der Regel wesentlich besser als in den angestammten Heimatorten.

Die häufig anzutreffende Ansicht, die Zechensiedlung Fürst Leopold sei im Gartenstadtstil erbaut worden, ist nur teilweise richtig. Der ursprüngliche Gartenstadtgedanke sah ausdrücklich eine weniger dichte Bebauung und eine räumliche Trennung von Arbeiten und Wohnen vor. U.a. war mit dem Bau solcher Siedlungen beabsichtigt, den negativen Auswirkungen der Proletarisierung entgegenzuwirken. Die oft aus ländlichen Regionen stammenden Bewohner sollten in diesem eher städtischen Quartier gleichwohl dörfliche Bedingungen wiederfinden.

Den Auftrag die „Fürst Leopold – Siedlung“ zu bauen, erhielt 1911 der damals bereits sehr beachtete Architekt H.W. Eggeling.

Eggeling war bekannt dafür, stark verdichtete Siedlungen für Arbeiter in qualitätsvoller Architektur herzustellen. Nachdem der Bauausschuss der Gemeinde Hervest in der Sitzung am 26. August 1913 die Errichtung einer „Arbeiterkolonie im großen und ganzen guthieß“, begann das Bergwerk im Oktober 1913 mit den ersten Bauarbeiten. Vorab hatte man bereits (vor der Erstellung eines Gesamtkonzepts der Siedlung) an der Halterner Straße sogenannte "Beamtenhäuser" bzw. "Steigerhäuser" gebaut. Bedingt durch die Ereignisse des ersten Weltkrieges kamen die Arbeiten teilweise zum Erliegen. 1920 wurde die Siedlung dann im wesentlichen fertiggestellt.

Das Wohnquartier zeichnet sich durch viele kleine Plätze aus. Eine Vielzahl unterschiedlich großer Wohnungen verschiedener Grundrisse, mal mit Klinker-, mal mit Putzfassade vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck einer lockeren Bebauung. Den z.T. sich ändernen Ansprüchen der Bewohner an Größe und Zuschnitt wurde so Rechnung getragen. Auf insgesamt 23 Grundtypen lassen sich die Wohnungen in der Zechensiedlung zurückführen[1]. Nach A. Spaltmann [2] besteht das Wohnquartier aus:

  •   84  2-räumigen Wohnungen
  • 267  3-räumigen Wohnungen
  • 331  4-räumigen Wohnungen
  • 132  5-räumigen Wohnungen
  •  37  6-räumigen Wohnungen und
  •  14  Wohnungen mit mehr als 6 Räumen.





Datei:TK25_Zechensiedlung.jpg Historische Karte mit Siedlung Fürst Leopold



Datei:Schachtstrasse_1928.jpg Zechenhäuser Fürst Leopold, um 1928, Quelle: Archiv Walter Biermann, Dorsten



Quellen

  1. Manfred Ludes: Zechensiedlung Hervest-Dorsten - Modernisierungs- und Gestaltungshandbuch, Hrsg: Stadt Dorsten - Planungsamt.
  2. A. Spaltmann: Wohnsiedlung der Zeche "Fürst Leopold in Hervest", In: Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck 1930, S. 64-67.
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