Zechensiedlung Hervest

Aus Wikipedia zur Industriegeschichte Dorsten

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In der Gründerzeit und bis in die Anfänge des 20. Jahrhundert hinein war es üblich, dass die Industrie selbst Siedlungen für ihre Mitarbeiter errichtete und dann von ihnen vergleichsweise geringe Mieten verlangten.  
In der Gründerzeit und bis in die Anfänge des 20. Jahrhundert hinein war es üblich, dass die Industrie selbst Siedlungen für ihre Mitarbeiter errichtete und dann von ihnen vergleichsweise geringe Mieten verlangten.  
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Ein besonderer Vorteil aus der Sicht der Zechengesellschaften war, dass die Vermietung von Wohnungen an Werksangehörige eine gewisse Art von Bindung und Disziplinierung bewirkte. Bedenkt man, dass Bergarbeiterfamilien sich schnell vergrößerten und nicht selten aus den Eltern und 4 und mehr Kindern bestanden, wird deutlich, dass ein Wechsel der Arbeitsstelle schwer fiel, da in weiten Bereichen der Nichtmontanwirtschaft preiswerte Mieten für Wohnungen in der gebotenen Größe und Qualität nicht angeboten wurden.
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Ein besonderer Vorteil aus der Sicht der Zechengesellschaften war, dass die Vermietung von Wohnungen an Werksangehörige eine gewisse Art von Bindung und Disziplinierung bewirkte. Bedenkt man, dass Bergarbeiterfamilien sich schnell vergrößerten und nicht selten aus den Eltern und 4 und mehr Kindern bestanden, wird deutlich, dass ein Wechsel der Arbeitsstelle schwer fiel, da in weiten Bereichen der Nichtmontanwirtschaft preiswerte Mieten für Wohnungen in der gebotenen Größe und Qualität nicht angeboten wurden. In der Regel fand der angeworbene Bergmann wesentlich bessere Lebensbedingungen vor als in seiner alten Heimat.
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Die häufig anzutreffende Ansicht, die Zechensiedlung sei im Gartenstadtstil erbaut worden, ist falsch.  
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Die häufig anzutreffende Ansicht, die Zechensiedlung sei im Gartenstadtstil erbaut worden, ist falsch. Der ursprüngliche Gartenstadtgedanke sah ausdrücklich eine weniger enge Bebauung vor und die räumliche Trennung von Arbeiten und Wohnen.
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H.W. Eggeling, ein seinerzeit viel beachteter Architekt, erhielt 1911 von der Zechengesellschaft den Auftrag zum Bau der „Fürst Leopold – Siedlung“.
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H.W. Eggeling, ein seinerzeit viel beachteter Architekt, erhielt 1911 von der Zechengesellschaft den Auftrag die „Fürst Leopold – Siedlung“ zu bauen.
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Eggeling war bekannt dafür, stark verdichtete Siedlungen für Arbeiter in qualitätsvoller Architektur zu bauen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Grundrisse und Fassaden, mal mit Klinker-, mal mit Putzfassade, führte dazu, dass die Mieter häufig bessere Wohnungen anstrebten, was insbesondere durch gute Arbeit und Loyalität zu erreichen war.
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Eggeling war bekannt dafür, stark verdichtete Siedlungen für Arbeiter in qualitätsvoller Architektur herzustellen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Grundrisse und Fassaden, mal mit Klinker-, mal mit Putzfassade, hatte u.a. zur Folge, dass die Mieter oft bessere Wohnungen anstrebten. Der Wunsch nach einer höherwertigen Wohnung wirkte sich naturgemäß positiv auf die Arbeitseinstellung der Bergleute aus.  
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Nachdem der Bauausschuss der Gemeinde Hervest in der Sitzung am 26. August 1913 die Errichtung einer „Arbeiterkolonie im großen und ganzen guthieß“, begann die Zeche im Oktober 1913 mit ersten Bauarbeiten. Vorab hatte man bereits vor der Gesamtkonzeption der Siedlung an der Halterner Straße sogenannte "Beamtenhäuser" bzw. "Steigerhäuser" für die zum Bau der Zeche eingestellten Fachleute errichtet.
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Nachdem der Bauausschuss der Gemeinde Hervest in der Sitzung am 26. August 1913 die Errichtung einer „Arbeiterkolonie im großen und ganzen guthieß“, begann die Zeche im Oktober 1913 mit den ersten Bauarbeiten. Vorab hatte man bereits vor der Erstellung eines Gesamtkonzepts der Siedlung an der Halterner Straße sogenannte "Beamtenhäuser" bzw. "Steigerhäuser" gebaut.
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Version vom 09:59, 1. Jul. 2012

Entwicklung

Datei:Planung_1913.gif Planungszeichnung 1913




Um ausreichenden Wohnraum für die anzuwerbenden Bergleute bereitstellen zu können, wurde auf der der Zeche gegenüberliegenden Seite an der Halterner Straße eine Zechensiedlung gebaut Dieses Areal war aus Sicht der Gemeinden Hervest, Holsterhausen und Dorsten weitgenug von ihren Siedlungen entfernt, so dass keine Konflikte durch das Zusammenleben mit den zugezogenen Arbeitern aus fremden Regionen und Ländern befürchtet werden mussten.

In der Gründerzeit und bis in die Anfänge des 20. Jahrhundert hinein war es üblich, dass die Industrie selbst Siedlungen für ihre Mitarbeiter errichtete und dann von ihnen vergleichsweise geringe Mieten verlangten.

Ein besonderer Vorteil aus der Sicht der Zechengesellschaften war, dass die Vermietung von Wohnungen an Werksangehörige eine gewisse Art von Bindung und Disziplinierung bewirkte. Bedenkt man, dass Bergarbeiterfamilien sich schnell vergrößerten und nicht selten aus den Eltern und 4 und mehr Kindern bestanden, wird deutlich, dass ein Wechsel der Arbeitsstelle schwer fiel, da in weiten Bereichen der Nichtmontanwirtschaft preiswerte Mieten für Wohnungen in der gebotenen Größe und Qualität nicht angeboten wurden. In der Regel fand der angeworbene Bergmann wesentlich bessere Lebensbedingungen vor als in seiner alten Heimat.

Die häufig anzutreffende Ansicht, die Zechensiedlung sei im Gartenstadtstil erbaut worden, ist falsch. Der ursprüngliche Gartenstadtgedanke sah ausdrücklich eine weniger enge Bebauung vor und die räumliche Trennung von Arbeiten und Wohnen.

H.W. Eggeling, ein seinerzeit viel beachteter Architekt, erhielt 1911 von der Zechengesellschaft den Auftrag die „Fürst Leopold – Siedlung“ zu bauen.

Eggeling war bekannt dafür, stark verdichtete Siedlungen für Arbeiter in qualitätsvoller Architektur herzustellen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Grundrisse und Fassaden, mal mit Klinker-, mal mit Putzfassade, hatte u.a. zur Folge, dass die Mieter oft bessere Wohnungen anstrebten. Der Wunsch nach einer höherwertigen Wohnung wirkte sich naturgemäß positiv auf die Arbeitseinstellung der Bergleute aus.

Nachdem der Bauausschuss der Gemeinde Hervest in der Sitzung am 26. August 1913 die Errichtung einer „Arbeiterkolonie im großen und ganzen guthieß“, begann die Zeche im Oktober 1913 mit den ersten Bauarbeiten. Vorab hatte man bereits vor der Erstellung eines Gesamtkonzepts der Siedlung an der Halterner Straße sogenannte "Beamtenhäuser" bzw. "Steigerhäuser" gebaut.


Datei:TK25_Zechensiedlung.jpg Historische Karte mit Siedlung Fürst Leopold



Datei:Schachtstrasse_1928.jpg Zechenhäuser Fürst Leopold, um 1928, Quelle: Archiv Walter Biermann, Dorsten

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