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Aus Wikipedia zur Industriegeschichte Dorsten
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Entwicklung
Der Name des Bergwerks leitet sich von Nikolaus Leopold Joseph Maria Fürst zu Salm-Salm ab, der als Standesherr zu jener Zeit das Bergregal innehatte, also das Verfügungsrecht über die Bodenschätze besaß. Nachdem Versuchsbohrungen in den Jahren 1899 bis 1905 ergaben, dass nördlich der Lippe Kohle wirtschaftlich gefördert werden kann, erwarben 1906 Emil Tilmann, Dortmund und Victor Weidtman, Aachen das Eigentum des Bergwerks vom Fürsten Salm-Salm zu Anholt. Im gleichen Jahr veräußerten Tilmann und Weidtmann ihr 4,4 km² großes Bergeigentum für 750.000 Mark an die Bergwerksgesellschaft Consolidation in Gelsenkirchen. Diese begann am 14. November 1910 Schacht 1 abzuteufen. Die erste Kohle wurde am 19. Januar 1913 gefördert. 1918 erwirbt die Hoesch AG das Bergwerk Fürst Leopold.
1931 erfolgte der Verbund von "Fürst Leopold" mit der Holsterhausener Zeche Baldur unter dem Namen "Fürst Leopold-Baldur". 1968 wurde Fürst Leopold-Baldur Teil der neu gegründeten der Ruhrkohle AG. Nachdem 1971 eine gemeinsame Werksdirektion mit der Zeche Wulfen gebildet worden war, kam es am 01.01.1982 zum endgültigen Zusammenschluss unter dem Namen "Fürst Leopold/Wulfen".
Die höchste Förderung erreichte das Bergwerk 1977 mit 2.400.350 Tonnen, die von 2.943 Beschäftigten erzielt wurde.
Am 01. April 1998 entstand aus den beiden Zechen Westerholt und Fürst Leopold/Wulfen das neue Bergwerk Lippe. Die letzte Kohle auf Fürst Leopold wurde am 17. August 2001 gefördert. Der räumliche Verbund der Grubenfelder von Leopold und Westerholt erfolgte am 15. Juni 2005. Das Bergwerk Lippe stellte schließlich am 19.12.2008 den Betrieb ein.
Tagesriss (Werksplan) von 1960
Zeittafel
Jahr | Ereignis |
---|---|
1902 | Mutung der Felder Fürst Leopold I - III |
1906 | Februar/März: Verleihung der Felder Fürst Leopold I - III, Gründung der Gewerkschaft (im Besitz der Bergwerksgesellschaft Consolidation) |
1908 | Verleihung der sechs Felder Fürst Leopold IV - IX |
1909 | Verleihung Feld Fürst Leopold X, Berechtsame: 21,2 km² |
12.02.1910 | Konsolidierung der Berechtsame zu Fürst Leopold, |
14.11.1910 | Teufbeginn Schacht 1 (Gefrierverfahren) |
1911 | Teufbeginn Schacht 2 (Gefrierverfahren), Schacht 1: Karbon bei 600 m(-567 m), Teilung der Berechtsame in Fürst Leopold (15,1 km²) und Fürst Leopold Fortsetzung (6,1 km²) |
1912 | Schacht 1: Ansetzen 1. Sohle = 647 m(-614 m), Schacht 2: Ansetzen 2. Sohle = 744 m(-709 m), erste Kohlenförderung, 532 t, 394 Beschäftigte |
19.01.1913 | Schacht 1: regelmäßiger Förderbeginn |
1913 | Tieferteufen Schacht 1 bis 2. Sohle, 39236 t, 626 Beschäftigte |
1914 | Tieferteufen Schacht 1 |
1915 | Schacht 1: Ansetzen 3. Sohle = 874 m(-839 m), Schacht 2 ebenfalls bis 3. Sohle, 151418 t, 799 Beschäftigte |
22.09.1918 | Erwerb durch die Hoesch AG, Auflösung der Gewerkschaft |
1920 | Erwerb Feld Trennstück 0din (0,35 km²), Gesamtberechtsame: 21,5 km², 334201 t, 1795 Beschäftigte |
1925 | 509872 t, 2068 Beschäftigte |
1926 | Auffahrung Strecke auf 3. Sohle zum Verbund mit Baldur, jedoch im gleichen Jahr gestundet |
1930 | 523035 t, 1445 Beschäftigte |
01.04.1931 | Zusammenlegung mit sillgelegter Zeche Baldur zu Fürst Leopold-Baldur, Baufeld: 25,3 km2, Anlagen:
Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m), Baldur: Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), Juni: Durchschlag zwischen 2. Sohle Fürst Leopold und 3. Sohle Baldur, 482080 t, 1253 Beschäftigte |
1934 | 42 Feierschichten wegen Absatzmangel |
1935 | 567304 t, 1204 Beschäftigte |
1940 | 1.095342 t, 2410 Beschäftigte |
1945 | schwere Kriegsschäden, 3. Sohle unter Wasser, Mai: Sümpfen, 279974 t, 1869 Beschäftigte |
1946 | Anlagen: Fürst Leopold 1/2, Baldur 1/2 (nur Wetterführung), Hauptfördersohle: 3. Sohle 874 m(-839 m) |
1950 | 1.058644 t, 3436 Beschäftigte |
1953 | Inbetriebnahme Kraftwerk |
1954 | Verfüllung Schacht Baldur 2 bis unterhalb 1. Sohle = 595 m |
1955 | 1.412910 t, 4296 Beschäftigte |
1956 | max. Förderung: 1.499302 t, 4477 Beschäftigte |
1960 | 1.214618 t, 3344 Beschäftigte |
1965 | 1.172667 t, 2735 Beschäftigte |
1969 | 1.106982 t, 1808 Beschäftigte |
1970 | Bildung einer Werksdirektion aus den Zechen Fürst Leopold-Baldur und Wulfen, jedoch bleiben beide weiterhin selbständig fördernde Anlagen. Umbenennung Fürst Leopold-Baldur in Fürst Leopold, Baufeld: 20 km², Anlagen: Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m) = Fördersohle, Baldur: Schacht 1 bis 3. Sohle = 743 m, Schacht 2 bis 1. Sohle = 595 m, 1.9. Strebbruch (3 Tote), 1.213006 t, 1890 Beschäftigte |
1972 | Verfüllung Schacht Baldur 2 |
1973 | Fürst Leopold: Ansetzen 4. Sohle = 1034 m(-1000 m) im Gesenk |
1975 | 1.206139 t, 2038 Beschäftigte |
1976 | Förderberg von 3. Sohle zur 4. Sohle |
1979 | Mutung Feld Im Vest (0,14 km²) |
1980 | max. Förderung: 1.277840 t, 2325 Beschäftigte |
1981 | Durchschlag 3. Sohle mit 2. Sohle Wulfen mittels Strecken und Gesteinsberg (Länge: 7580 m), Übernahme Förderung untertage von Wulfen |
01.01.1982 | Umbenennung in Fürst Leopold/Wulfen.
Anlagen: Fürst Leopold: Schächte 1/2, Förderanlage, Fördersohlen: 3. Sohle = 872 m(-839 m) und im Gesenk 4. Sohle = 1034 m(-1000 mS), Schacht Baldur 1 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), nachfolgend genannt 2. Sohle), Wulfen 1/2: 2. Sohle = 1037 m(-991 m, -1000 mS), Kohlen untertage von Wulfen nach Fürst Leopold, Baufeld: 104,3 km², Tieferteufen Schacht Baldur 1, 1.383923 t, 2764 Beschäftigte |
1983 | Schacht Baldur 1: Ansetzen neue 3. Sohle = 864 m(-831 m), 4. Sohle = 943 m(-910 m) und 5. Sohle = 1053 m(-1020 m), Wulfen: Umbenennung 1. Sohle in 3. Sohle und 2. Sohle in 5. Sohle |
1984 | 30.01.: Fördereinstellung im Schacht Wulfen 1 |
1985 | 1.846060 t, 3109 Beschäftigte |
1988 | Schacht Leopold 1: Umbau Fördergerüst, in Planung: Teufen Schacht Wulfen 3 (zwischen Fürst Leopold 1/2 und Wulfen 1/2) |
1990 | Wulfen: Auffahrung 4. Sohle, 2.117843 t, 3051 Beschäftigte |
1991 | Tieferteufen Schacht Baldur 1: Ansetzen 1. Teilsohle = 1158 m(-1125 m), Wulfen: Anschluss der nachträglich angesetzten 4. Sohle = 927 m(-880 m) an die 4. Sohle Fürst Leopold |
1992 | Schacht Baldur 1: Ansetzen 2. Teilsohle = 1283 m(-1250 m) |
1993 | Schacht Baldur 1: Ansetzen 6. Sohle = 1323 m(-1290 m) |
1995 | 2.386962 t, 3302 Beschäftigte |
1997 | max. Förderung: 2.400350 t, 2943 Beschäftigte |
01.04.1998 | Verbund mit Westerholt zum Bergwerk Lippe |
17.08.2001 | Einstellung der Kohleförderung |
15.06.2005 | Durchschlag des Flözberges im Flöz L/K/I von Fürst Leopold nach Westerholt. Damit räumlicher Verbund beider Bergwerke unter Tage. |
19.12.2008 | Stilllegung des Bergwerks Lippe |
19.12.2008 | Die Tedo GmbH in Dorsten erwirbt 11,3 ha der ehemaligen Zechenfläche mit den historischen Gebäuden im Zentrum |
14.10.2011 | Die Kernfläche des Zechenareals wird aus der Bergaufsicht entlassen |
30.11.2011 | Nach Rückübertragung des Fördermaschinenhauses von Tedo an die RAG Montan Immobilien überträgt diese wiederum das Eigentum an die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur |
Neue Nutzungen
Um neue Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln, wurde 2001 die Projektgesellschaft Fürst Leopold (PGFL) ins Leben gerufen. Gesellschafter der inzwischen liquidierten Einrichtung waren die Stadt Dorsten und die MGG (heute: RAG Montan Immobilien) mit jeweils 50% Geschäftsanteilen. Umfangreiche Bestandsaufnahmen der Gebäude, der Infrastruktur und des Freiraumes bildeten die Basis für eine 2004 von den Architekten und Stadtplanern Börner/Schmidt (Dorsten) sowie Post/Wolters (Dortmund) vorgelegten Konzeptstudie über neue Nutzungsmöglichkeiten auf der ehemaligen Zechenfläche. Diese Arbeiten wurden durch die EU und das Land NRW gefördert.
2006 hat die MGG mit der Firma PRISMA Immobilien, Dorsten einen "Letter of intent" geschlossen. Zielsetzung dieser Absichtserklärung war es, weitergehende Planungen vorzunehemen, mit dem Ziel, die Ansiedlung von Einzelhandel sowie weitere Nutzungen für Freizeit und Kultur auf dem Kerngelände zu prüfen. Parallel zu den Planungen des Investors hat die Stadt Dorsten in mehreren Gutachten untersuchen lassen, inwieweit die vom Investor jeweils gewünschten Einzelhandelsvorhaben mit dem vorhandenen Angebot in Hervest und in den anderen Stadtteilen verträglich sind.
2009 erwarb die zwischenzeitlich neugegründete Gesellschaft TeDo (Tempelmann-Immobilien) rund 12 Hektar des ehemaligen Bergwerks Fürst Leopold von der RAG Montan Immobilien und der RAG AG. Der Rat der Stadt Dorsten hat daraufhin die Aufstellung eines Bebauungsplans für das zentrale Zechengelände beschlossen und 2011 einen Voentwurf aufgestellt.
Gebäude
Die Ursprungsbauten der Zeche Fürst Leopold entstanden im Wesentlichen in der Zeit zwischen 1911 bis 1916 in einer durch neobarocke Einflüsse geprägten Backsteinarchitektur und sind dem Reformstil zuzuordnen. Typisch für die Zechenbauten dieser Zeit sind die durch Wandvorlagen vertikal betonten Fassadengliederungen. Von den Tagesanlagen sind noch erhalten und stehen unter Denkmalschutz: Die Lohnhalle mit Verwaltung und Kauen, das Lager- und Lüftergebäude, das Fördermaschinenhaus sowie die Kraftzentrale (Kompressorenhalle).
Pläne
Interne Links
Geschichte des Bergbaus in Dorsten, Michael Kuschke, 2008.
Literatur
- 100 Jahre Bergbau Lippe, 1907 - 2007: Festschrift, Herne, Deutsche Steinkohle AG, 2007, 107 Seiten. Standort: Verein.
- Bergwerk Fürst Leopold / Wulfen 1913 - 1993: Dortmund, Ruhrkohle-Zentraldruckerei, 1994, 246 Seiten. Standort: Stadtbibliothek.
- Chronik des Bergwerks Fürst Leopold / Wulfen 1913-1988: 1988, Standort: Stadtbibliothek.
- Fünfzig Jahre Fürst Leopold Baldur. 1913-1963, Hoesch AG Bergbau, Dorsten, 1963, 62 Seiten, Standort: Stadtbibliothek.
Weblinks
Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte / Fürst Leopold