Portal:Fürst Leopold
Aus Wikipedia zur Industriegeschichte Dorsten
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+ | [[Datei:Mutung_fuerst_leopold_dokument_400px Kopie.png|400px|thumb|Mutungsantrag, 1902]] | ||
+ | [[Datei:Ausschnitt Fundpunkt Openstreetmap 2 Kopie.jpg|left|400px|thumb|Ort (Fundpunkt) der Mutungsbohrung auf Steinkohle -FL II, 1902- | ||
+ | Quelle:OpenStreetMap]] | ||
+ | [[Datei:Fuerst_Leopold.jpg|left|400px|thumb|Nikolaus Leopold zu Salm-Salm (Gemälde 1906)]] | ||
+ | [[Datei:Luftbild_Fuerst_Leopold_um_1926_2.jpg|left|400px|thumb|Luftbild Fürst Leopold, 1926, © Regionalverband Ruhr, Essen.]] | ||
+ | [[Datei:Luftbild 19450717.jpg|left|400px|thumb|Luftbild Fürst Leopold, 17.07.1945, © Luftbilddatenbank Dr. Carls, Estenfeld]] | ||
+ | [[Datei:Senkrechtaufnahme1952_1600px.jpg|left|400px|thumb|Luftbild Fürst Leopold, 1952 © Regionalverband Ruhr, Essen.]] | ||
+ | [[Datei:Glasnegativ_1955_mod.jpg|left|400px|thumb|Luftbild Fürst Leopold, 1955]] | ||
+ | [[Datei:Fuerst_leopold_historisches_luftbild_3.jpg|left|400px|thumb|Luftbild der Zeche Fürst Leopold (um 1978)]] | ||
+ | [[Datei:Luftbild_Fuerst_Leopold_2007.jpg|left|400px|thumb|Luftbild Fürst Leopold, 2007, © Regionalverband Ruhr, Essen]] | ||
+ | [[Datei:Luftbild_Fuerst_Leopold_2011.jpg|left|400px|thumb|Luftbild Fürst Leopold, 2011, © Hans Blossey]] | ||
+ | [[Datei:Zeche_2015_Loewrick.jpg|left|400px|thumb|Luftbild Fürst Leopold, 2015, © Michael Löwrick]] | ||
+ | [[Datei:Schächte verfüll_826pxt.png|left|400px|thumb|Schachtverfüllungen, 2019, © Quelle: RAG]] | ||
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+ | Der Name des Bergwerks leitet sich ab von Nikolaus Leopold Joseph Maria Fürst zu Salm-Salm (1838 - 1908). Dieser hatte als [http://de.wikipedia.org/wiki/Standesherr_%28Deutscher_Bund%29 Standesherr] für ein Gebiet, welches heute im wesentlichen der Lage des Kreises Borken und der Herrlichkeit Lembeck entspricht, das [http://de.wikipedia.org/wiki/Bergregal Bergregal] inne, also das Verfügungsrecht über die Bodenschätze. Nachdem Versuchsbohrungen in den Jahren 1899 bis 1902 ergaben, dass auch nördlich der Lippe Kohle wirtschaftlich gefördert werden kann, beantragten Emil Tilmann, Dortmund und [http://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Weidtman Victor Weidtman], Aachen die Bewilligung einer Genehmigung zum Bergbau ([http://de.wikipedia.org/wiki/Mutung Mutung]) in Hervest. 1906 erwarben sie das 4,4 km² große Bergeigentum vom Fürsten Salm-Salm zu Anholt und veräußerten dieses umgehend wieder für 750.000 Mark an die [http://de.wikipedia.org/wiki/Zeche_Consolidation Bergwerksgesellschaft Consolidation] in Gelsenkirchen. Als Regalherrn stand dem Fürsten zu Salm-Salm der sogenannte "[http://de.wikipedia.org/wiki/Bergzehnt Bergzehnte]" zu, der nach dem abgeschlossenen Vertrag auf 1% des Verkaufswerts der zu fördernden Kohle ermäßigt wurde. Am 14. November 1910 begann man damit Schacht 1 abzuteufen. Die erste Kohle wurde am 19. Januar 1913 gefördert. | ||
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+ | Ab 1914 erwarb das Eisen- und Stahlwerk Hoesch nach und nach [http://de.wikipedia.org/wiki/Kuxe Kuxe] der "[http://de.wikipedia.org/wiki/Bergrechtliche_Gewerkschaft Gewerkschaft] Fürst Leopold" und der "[http://de.wikipedia.org/wiki/Bergrechtliche_Gewerkschaft Gewerkschaft] Fürst Leopold-Fortsetzung". Zweck dieser Ankäufe war es, sich vorsorglich Rohstoffe zu sichern für das expandierende Unternehmen. Mit dem Erwerb von nahezu allen [http://de.wikipedia.org/wiki/Kuxe Kuxen] wurde die "[http://de.wikipedia.org/wiki/Bergrechtliche_Gewerkschaft Gewerkschaft] Fürst Leopold" 1918 aufgelöst und das Bergwerk als ein Betriebsteil des Eisen- und Stahlwerks Hoesch geführt. Die in Dorsten geförderte Gas- und Gasflammkohle eignete sich zwar nicht dazu, Koks für die Verhüttung von Eisenerz herzustellen. Doch benötigte Hoesch auch Kohle für die Erzeugung von Wärme, und für die Befeuerung von Kraftwerken. Zudem konnte die Dorstener Kohle als sogenannte Bunkerkohle für Schiffsdampfmaschinen im In- und Ausland abgesetzt werden. Der Export von Kohle musste z.T. subventioniert werden, da außerhalb von Deutschland wegen dort günstigerer Standortbedingungen Steinkohle preiswerter abgebaut werden konnte. | ||
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+ | 1931 erfolgte der Verbund von "''Fürst Leopold''" mit der Holsterhausener Zeche [[Portal:Baldur|Baldur]] unter dem Namen "Fürst Leopold-Baldur". Am 30.November 1969 wurde die Hoesch Bergbau AG und damit auch die Zeche Fürst Leopold-Baldur in die neu gegründeten [http://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrkohle_AG Ruhrkohle AG] eingebracht. Nachdem 1971 eine gemeinsame Werksdirektion mit der Zeche [[Portal:Wulfen|Wulfen]] gebildet worden war, kam es am 01.01.1982 zum endgültigen Zusammenschluss unter dem Namen "''Fürst Leopold/Wulfen''". | ||
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+ | Die höchste Förderung erreichte das Bergwerk 1997 mit 2,4 Mio. Tonnen, die von 2.943 Beschäftigten erzielt wurde. | ||
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+ | Zum 01. April 1998 verschmelzen die beiden Zechen Westerholt und Fürst Leopold/Wulfen zum [http://de.wikipedia.org/wiki/Bergwerk_Lippe Bergwerk Lippe]. Quasi als Ausgleich für den Wegfall der Arbeitsplätze auf Fürst Leopold erhielt die Stadt Dorsten die Zusage, dass die Ausbildungsstätte in Dorsten weiterbetrieben würde und auch die Verwaltung der Verbundzeche ihren Sitz in Dorsten haben würde. Die letzte Kohle auf Fürst Leopold wurde am 17. August 2001 gefördert. Die Ausbildung kam nach Herten-Westerholt und zum Leidwesen der Stadt Dorsten [http://martin-hagemann.de/bergbau-dorsten-wiki2_jpg_files/19990313_Dr_Zahn_Zechenschl_Berichtsvorlage.jpg (Berichtsvorlage Stadt Dorsten)] zog auch die Verwaltung nach Herten. Der räumliche Verbund der Grubenfelder von Leopold und Westerholt erfolgte am 15. Juni 2005 mit dem Durchschlag einer zwischen den beiden Zechen aufgefahrenen Strecke. Das Bergwerk Lippe stellte schließlich am 19.12.2008 den Betrieb ein. | ||
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+ | 2019 wurde Schacht 1 zu einer Brunnenröhre umgebaut, Schacht 2 bis zu einer Tiefe von 670 m komplett verfüllt. Schacht 1 wird künftig als Reservebrunnen vorgehalten. Sollte die Förderung des Grubenwassers an anderen Standorten im Revier zu einem höheren Anstieg als berechnet führen, könnte durch Einhängen von Tauchpumpen in Schacht 1 die Grubenwasserhaltung im Revier unterstützt werden. Dazu wurde der Schachtquerschnitt durch Ausbetonieren von 6,50 m auf 2,70 m reduziert. Schacht 2 ließe sich ebenfalls bei Bedarf für weitere Unterstützungssümpfungen aufbohren. | ||
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+ | Nach Aufgabe der Kohleförderung im Revier wird Grubenwasser der Schwerkraft folgend unterirdisch über ehemalige Strecken (Stollen), Strebe (Kohleabbaubereiche) und Klüfte (Spalten) zu Gebieten niedriger Grubenwasserstände fließen. Dort wird das Grubenwasser unterirdisch auf höhere Niveaus gepumpt und gezielt in Richtung Dinslaken/Walsum geleitet. Ziel ist es, das Wasser an keiner Stelle höher als ca. 600 m unter Gelände ansteigen zu lassen. Die 5 Wasserhaltungsstandorte im Revier sind: "Robert Müser" (Bochum), "Heinrich" (Essen), "Friedlicher Nachbar" (Bochum), "Lohberg" (Dinslaken) und "Walsum" (Duisburg). Neben Schacht 1 des ehemaligen Bergwerks "Fürst Leopold" ist zusätzlich der Schacht 3/7 ("Auguste Victoria") in Marl als Reservestandort für die Wasserhaltung vorgesehen. | ||
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+ | [[Datei:Tagesriss 2021 Kopie.jpg|800px|thumb|Plan: 2021, © Hagemann]] | ||
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+ | [[Datei:Tagesriss 1960.jpg|800px|thumb|Tagesriss (Werksplan) von 1960, © Hagemann]] | ||
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+ | [[Datei:Tagesriss_1941.jpg|800px|thumb|Tagesriss (Werksplan) von 1941, © Hagemann]] | ||
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+ | [[Datei:Lageplan von 1913 2 1200 Pixel breit.jpg|800px|thumb|Lageplan von 1913, © Hagemann]] | ||
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+ | == Zeittafel == | ||
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+ | {|| class="prettytable" style="margin: 0 0 1em 1em; font-size: 90%; width:70%; vertical-align:top; text-align:left; empty-cells:hide" } | ||
+ | |- | ||
+ | ! bgcolor="#D8E8FF" | Jahr !! bgcolor="#D8E8FF" | Ereignis | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1902]] || '''Mutung der Felder Fürst Leopold I - III''' | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1906]] || Februar/März: Verleihung der Felder Fürst Leopold I - III, Gründung der Gewerkschaft "Fürst Leopold" (im Besitz der Bergwerksgesellschaft Consolidation) | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1908]] || Verleihung der sechs Felder Fürst Leopold IV - IX | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1909]] || Verleihung Feld Fürst Leopold X, Berechtsame: 21,2 km² | ||
+ | |- | ||
+ | | [[12.02.1910]] || Konsolidierung der Berechtsame zu Fürst Leopold, | ||
+ | |- | ||
+ | | [[14.11.1910]] || '''Teufbeginn Schacht 1''' (Gefrierverfahren) | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1911]] || Teufbeginn Schacht 2 (Gefrierverfahren), Schacht 1: Karbon bei 600 m(-567 m), Teilung der Berechtsame in Fürst Leopold (15,1 km²) und Fürst Leopold Fortsetzung (6,1 km²) | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1912]] || Schacht 1: Ansetzen 1. Sohle = 647 m(-614 m), Schacht 2: Ansetzen 2. Sohle = 744 m(-709 m), erste Kohlenförderung, 532 t, 394 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[19.01.1913]] || '''Schacht 1: regelmäßiger Förderbeginn''' | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1913]] || Tieferteufen Schacht 1 bis 2. Sohle, 39236 t, 626 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1914]] || Tieferteufen Schacht 1 | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1915]] || Schacht 1: Ansetzen 3. Sohle = 874 m(-839 m), Schacht 2 ebenfalls bis 3. Sohle, 151418 t, 799 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[22.09.1918]] ||'''Erwerb durch die Hoesch AG''', Auflösung der Gewerkschaft | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1920]] || Erwerb Feld Trennstück 0din (0,35 km²), Gesamtberechtsame: 21,5 km², 334201 t, 1795 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1925]] || 509872 t, 2068 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1926]] || Auffahrung Strecke auf 3. Sohle zum Verbund mit Baldur, jedoch im gleichen Jahr gestundet | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1930]] || 523035 t, 1445 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[01.04.1931]] ||'''Zusammenlegung mit sillgelegter Zeche Baldur zu Fürst Leopold-Baldur''', Baufeld: 25,3 km2, Anlagen: | ||
+ | Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m), | ||
+ | Baldur: Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), | ||
+ | Juni: Durchschlag zwischen 2. Sohle Fürst Leopold und 3. Sohle Baldur, 482080 t, 1253 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1934]] || 42 Feierschichten wegen Absatzmangel | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1935]] || 567304 t, 1204 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1940]] || 1.095342 t, 2410 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1945]] || schwere Kriegsschäden, 3. Sohle unter Wasser, Mai: Sümpfen, 279974 t, 1869 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1946]] || Anlagen: Fürst Leopold 1/2, Baldur 1/2 (nur Wetterführung), Hauptfördersohle: 3. Sohle 874 m(-839 m) | ||
+ | |- | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1950]] || 1.058644 t, 3436 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1953]] || Inbetriebnahme Kraftwerk | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1954]] || Verfüllung Schacht Baldur 2 bis unterhalb 1. Sohle = 595 m | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1955]] || 1.412910 t, 4296 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1956]] || max. Förderung: 1.499302 t, 4477 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1960]] || 1.214618 t, 3344 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1965]] || 1.172667 t, 2735 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1969]] || 1.106982 t, 1808 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1970]] || Bildung einer Werksdirektion aus den Zechen Fürst Leopold-Baldur und Wulfen, jedoch bleiben beide weiterhin selbständig fördernde Anlagen. Umbenennung Fürst Leopold-Baldur in '''Fürst Leopold''', Baufeld: 20 km², Anlagen: Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m) = Fördersohle, Baldur: Schacht 1 bis 3. Sohle = 743 m, Schacht 2 bis 1. Sohle = 595 m, 1.9. Strebbruch (3 Tote), 1.213006 t, 1890 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1972]] || Verfüllung Schacht Baldur 2 | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1973]] || Fürst Leopold: Ansetzen 4. Sohle = 1034 m(-1000 m) im Gesenk | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1975]] || 1.206139 t, 2038 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1976]] || Bau eines neuen Fördergerüsts über Schacht 1 und Umbau des Schachts auf Gefäßförderung, Förderberg von 3. Sohle zur 4. Sohle | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1979]] || Mutung Feld Im Vest (0,14 km²) | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1980]] || max. Förderung: 1.277840 t, 2325 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1981]] || Durchschlag 3. Sohle mit 2. Sohle Wulfen mittels Strecken und Gesteinsberg (Länge: 7580 m), Übernahme Förderung untertage von Wulfen | ||
+ | |- | ||
+ | | [[01.01.1982]] ||'''Umbenennung in Fürst Leopold/Wulfen'''. | ||
+ | Anlagen: | ||
+ | Fürst Leopold: Schächte 1/2, Förderanlage, Fördersohlen: 3. Sohle = 872 m(-839 m) und im Gesenk 4. Sohle = 1034 m(-1000 mS), Schacht Baldur 1 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), nachfolgend genannt 2. Sohle), | ||
+ | Wulfen 1/2: 2. Sohle = 1037 m(-991 m, -1000 mS), | ||
+ | Kohlen untertage von Wulfen nach Fürst Leopold, Baufeld: 104,3 km², Tieferteufen Schacht Baldur 1, 1.383923 t, 2764 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1983]] || Schacht Baldur 1: Ansetzen neue 3. Sohle = 864 m(-831 m), 4. Sohle = 943 m(-910 m) und 5. Sohle = 1053 m(-1020 m), Wulfen: Umbenennung 1. Sohle in 3. Sohle und 2. Sohle in 5. Sohle | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1984]] || 30.01.: Fördereinstellung im Schacht Wulfen 1 | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1985]] || 1.846060 t, 3109 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1988]] || Schacht Leopold 1: Umbau Fördergerüst, in Planung: Teufen Schacht Wulfen 3 (zwischen Fürst Leopold 1/2 und Wulfen 1/2) | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1990]] || Wulfen: Auffahrung 4. Sohle, 2.117843 t, 3051 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1991]] || Tieferteufen Schacht Baldur 1: Ansetzen 1. Teilsohle = 1158 m(-1125 m), Wulfen: Anschluss der nachträglich angesetzten 4. Sohle = 927 m(-880 m) an die 4. Sohle Fürst Leopold | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1992]] || Schacht Baldur 1: Ansetzen 2. Teilsohle = 1283 m(-1250 m) | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1993]] || Schacht Baldur 1: Ansetzen 6. Sohle = 1323 m(-1290 m) | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1995]] || 2.386962 t, 3302 Beschäftigte | ||
+ | |- | ||
+ | | [[1997]] || max. Förderung: 2.400350 t, 2943 Beschäftigte | ||
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+ | | [[01.04.1998]] || Verbund mit Westerholt zum '''Bergwerk Lippe''' | ||
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+ | | [[17.08.2001]] || '''Einstellung der Kohleförderung''' | ||
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+ | | [[15.06.2005]] || Durchschlag des Flözberges im Flöz L/K/I von Fürst Leopold nach Westerholt. Damit räumlicher Verbund beider Bergwerke unter Tage. | ||
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+ | | [[19.12.2008]] || '''Stilllegung''' des Bergwerks Lippe | ||
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+ | | [[19.12.2008]] || Die Tedo GmbH in Dorsten erwirbt 11,3 ha der ehemaligen Zechenfläche mit den historischen Gebäuden im Zentrum | ||
+ | |- | ||
+ | | [[14.10.2011]] || Die Kernfläche des Zechenareals wird aus der Bergaufsicht entlassen | ||
+ | |- | ||
+ | | [[30.11.2011]] || Nach Rückübertragung des Fördermaschinenhauses von Tedo an die RAG Montan Immobilien überträgt diese wiederum das Eigentum an die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur | ||
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+ | | [[2015]] ||Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur erhält von der RAG als Zustiftung das Fördergerüst Schacht 2. | ||
+ | |- | ||
+ | | [[2017-2019]] ||Schacht 1 wird ab einer Teufe von 670 m zu einem Brunnenschacht für eine später mögliche Reservewasserhaltung umgebaut und explosionssicher verschlossen und versiegelt. Durchmesser: 2,70 m. | ||
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+ | | [[2019]] ||Schacht 2 wird ab einer Teufe von 670 m mit einem wiederaufbohrbaren Beton für eine spätere Reservewasserhaltung verfüllt und explosionssicher verschlossen und versiegelt. | ||
+ | |- | ||
+ | | [[22.08.2021]] ||Eröffnung des Tisa-Archivs auf dem Sicherungsstandort der RAG neben Schacht 1. | ||
+ | |} | ||
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+ | == Beschäftigungszahlen == | ||
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+ | [[Datei:Beschaeftigtenentwicklung.png|Beschäftige auf Fürst Leopold(/Wulfen)]] | ||
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+ | == Förderleistung == | ||
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+ | [[Datei:Foerderung.png|Förderung auf Fürst Leopold]] | ||
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+ | == Neue Nutzungen == | ||
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+ | Um neue Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln, wurde 2001 die Projektgesellschaft Fürst Leopold (PGFL) ins Leben gerufen. Gesellschafter der inzwischen liquidierten Einrichtung waren die Stadt Dorsten und die MGG (heute: RAG Montan Immobilien) mit jeweils 50% Geschäftsanteilen. Umfangreiche Bestandsaufnahmen der Gebäude, der Infrastruktur und des Freiraumes bildeten die Basis für eine 2004 von den Architekten und Stadtplanern Börner/Schmidt (Dorsten) und Post/Wolters (Dortmund) vorgelegten Konzeptstudie über neue Nutzungsmöglichkeiten auf der ehemaligen Zechenfläche. Diese Arbeiten wurden durch die EU und das Land NRW gefördert. | ||
+ | |||
+ | 2006 hat die MGG mit der Firma PRISMA Immobilien, Dorsten einen [http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Letter_Of_Intent&redirect=no Letter of intent] geschlossen. Zielsetzung dieser Absichtserklärung war es, weitergehende Planungen vorzunehemen, mit dem Ziel, die Ansiedlung von Einzelhandel sowie weitere Nutzungen für Freizeit und Kultur auf dem Kerngelände zu prüfen. Parallel zu den Planungen des Investors hat die Stadt Dorsten in mehreren Gutachten untersuchen lassen, inwieweit die vom Investor gewünschten Einzelhandelsvorhaben verträglich sind mit städtebaulichen und handelswirtschaftlichen Zielen. | ||
+ | |||
+ | 2009 erwarb die zwischenzeitlich neugegründete Gesellschaft TeDo ('''Te'''mpelmann-'''Do'''rsten) rund 12 Hektar des ehemaligen Bergwerks Fürst Leopold von der RAG Montan Immobilien und der RAG AG. Der Rat der Stadt Dorsten hat daraufhin die Aufstellung eines Bebauungsplans für das zentrale Zechengelände beschlossen und 2011 einen Vorentwurf aufgestellt. | ||
+ | |||
+ | Am 30. November 2011 schließlich ging das Eigentum an dem Fördermaschinenhaus von der RAG auf die Stiftung Industriedenkmal und Geschichtskultur über. Das im Osten angrenzende Grundstück, auf dem ein soziokulturelles Zentrum entstehen soll, hat die Stadt Dorsten erworben. Am 05.09.2012 beschließt der Rat der Stadt Dorsten den Bebauungsplan "Ehemalige Schachtanlage Fürst Leopold -Teilabschnitt Süd/Ost-". | ||
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+ | == Gebäude == | ||
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+ | Sieben der einst über 30 übertägigen Gebäude stehen unter Denkmalschutz und werden künftig für kulturelle und gastronomische Zwecke genutzt. Es sind dies die Lohnhalle mit Verwaltung und Kauen, das Lager- und Lüftergebäude, das Fördermaschinenhaus sowie die Elektrische Zentrale (Dampfzentrale) und die Torhäuser. Die Bauten der Zeche Fürst Leopold entstanden im Wesentlichen in der Zeit zwischen 1911 bis 1916. Während die ersten Gebäude im aufwendigen neobarocken Backsteinstil/[http://de.wikipedia.org/wiki/Reformarchitektur Reformstil] (z.B. das Fördermaschinenhaus Schacht 1) errichtet wurden, konnten die in der Zeit des ersten Weltriegs und danch errichteten Bauten nur schlicht und dem Zweck entsprechend einfach ausgeführt werden. | ||
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+ | |||
+ | === Elektrische Zentrale === | ||
+ | Die Elektrische Zentrale, vis-à-vis dem Verwaltungsgebäude, wurde bis zum Ende des Zechenbetriebs mehrfach umgenutzt und erweitert. In dem 1912 errichteten Gebäude standen zunächst zwei Turbogenatoren mit einer Leistung von je 1,6 Megawatt. Später kamen noch Kompressoren für die Bereitstellung von Druckluft hinzu. | ||
+ | |||
+ | 1935 wurde die elektrische Zentrale nach Süden hin erweitert. In diesem Zusammenhang veränderte man die ursprünglich im Stil des Neobarocks ausgestaltete Fassade durch Einbau neuer Fenster und Vorsetzen einer Klinkerverblendschale. Damit erinnert das neue Aussehen dem seit den 1920er Jahren beliebten Stil des sogenannten "Backstein-Expressionismus“. Die Erweiterung des Gebäudes ermöglichte es, die 2,5 MW Dampfturbine von der Baldur hier unterzubringen. Der Standort Baldur erhielt von da ab den notwendigen Betriebsstrom über von Fürst Leopold aus verlegte Mittelspannungsleitungen. | ||
+ | |||
+ | Um den durch die zunehmende Mechanisierung nochmals erhöhten Strombedarf zu decken, erweiterte man 1948 das Gebäude ein zweites Mal um zwei Achsfelder und stellte eine vierte Dampfturbine mit einer elektrischen Leistung von 8 MW auf. 1952 wurde die Eingangstreppe nochmals umgebaut. | ||
+ | |||
+ | Mit Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe des neuen Hochdruckkraftwerks (1953), östlich des Maschinenhauses -Schacht 2- gelegen, wurde nur noch ein 10 MW BBC-Turbogenerator in der Kraftzentrale betrieben. Daneben befanden sich noch drei Turbokompressoren mit einer Gesamtleistung von 240.000 m³/h in diesem Gebäude. Der 300 °C. heiße Dampf (13 bar) für diese Kondensationsturbine, wie auch für die drei dort aufgestellten Kompressoren, kam von da ab als Abdampf aus dem neuen Kraftwerk von einer der beiden 10,5 MW bzw. 3,5 MW Vorschaltturbinen bzw., bei Ausfall dieser Aggregate, über eine Reduzierstation direkt von den Hochdruckkesseln. | ||
+ | |||
+ | 1981 wurde aus der Kraftzentrale die Druckluft-/Dampfzentrale. Der Turbogenerator und einer der beiden Kompressoren wurden abgebaut. Der Dampf für die Fördermaschinen kam nun nicht mehr vom Kraftwerk, sondern wurde unmittelbar in der ursprünglichen „Elektrischen Zentrale“ erzeugt. Dazu wurden zwei kompakte gasbefeuerte Kessel installiert, von denen einer, bei Störungen der Gasbelieferung, auch mit Leichtöl, aus den dem Gebäude im Osten vorgelagerten Tanks, betrieben werden konnte. Das Gas wurde von der Kokerei Prosper in Bottrop bezogen. Für die Bereitstellung von Druckluft dienten zwei neben den Turboverdichtern aufgestellte Elektrokompressoren. | ||
+ | |||
+ | Mit Inbetriebnahme der neuen Elektrofördermaschine -Schacht 2- am 25.7.2008 wurde die Druckluft-/Dampfzentrale ausserbetriebgesetzt. | ||
+ | [[Datei:Elektrische_Zentrale_Veraenderungen.jpg|900px|thumb|left|Elektrische Zentrale, Grundrisse -Veränderungen-, © Hagemann]] | ||
+ | [[Datei:Elektrische_Zentrale_2.jpg|1200px|thumb|left|Elektrische Zentrale, 1912, © Hagemann]] | ||
+ | [[Datei:Druckluftzentrale_2008.jpg|1200px|thumb|left|Dampfzentrale, früher: Elektrische Zentrale, 2008, © Hagemann]] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | {|| class="prettytable" style="margin: 0 0 1em 1em; font-size: 90%; width:70%; vertical-align:top; text-align:left; empty-cells:hide" } | ||
+ | |- | ||
+ | ! bgcolor="#D8E8FF" | !! bgcolor="#D8E8FF" | | ||
+ | |- | ||
+ | | Spätere Bezeichnungen || | ||
+ | - Kraftzentrale, | ||
+ | - Maschinenzentrale, | ||
+ | - Pressluftzentrale, | ||
+ | - Druckluftzentrale | ||
+ | - Dampfzentrale | ||
+ | |- | ||
+ | | Baujahr || 1912, 1935 neu errichtet, 1948 nochmals erweitert. | ||
+ | |- | ||
+ | | Architektur || Ursprünglich in einem an den Jugendstil angelehnten Reformstil erbaut, wurde die elektrische Zentrale 1935 nach Süden erweitert und die Fassade durch Vorsetzen einer Kinkerverblendschale verändert. | ||
+ | |- | ||
+ | | Maße 1912:|| | ||
+ | Länge: 39 m | ||
+ | Breite: 22 m | ||
+ | Höhe: 20 m | ||
+ | |- | ||
+ | | Maße 1935:|| | ||
+ | Länge: 50 m | ||
+ | Breite: 22 m | ||
+ | Höhe: 20 m | ||
+ | |- | ||
+ | | Maße 1948:|| | ||
+ | Länge: 63 m | ||
+ | Breite: 22 m | ||
+ | Höhe: 20 m | ||
+ | |- | ||
+ | | 1912 || 2 Zweidruckdampfturbinen mit einer Leistung von je 1,6 Megawatt. | ||
+ | |- | ||
+ | | 1922 || + 1 Turbokompressor, 19.000 m³/h. | ||
+ | |- | ||
+ | | 1928 || + 1 Kreiselkompressor | ||
+ | |- | ||
+ | | 1935 || + 1 Turbogenerator | ||
+ | |- | ||
+ | | 1948 || + 1 Turbokompressor | ||
+ | |- | ||
+ | | 1952 || + 1 Turbokompresor | ||
+ | |- | ||
+ | | 1955 || Nach Fertigstellung des neuen Hochdruckkraftwerks verbleiben in dem Gebäude nur noch | ||
+ | - 3 Turbokompressoren mit einer Gesamtleistung von 240.000 m³/h und | ||
+ | - 1 Turbogenerator (10 MW) | ||
+ | |- | ||
+ | | 1981 || Umnutzung als Dampf-/Druckluftzentrale | ||
+ | - 2 Dampfkessel mit einer Leistung von je 25 t Dampf pro Stunde | ||
+ | - 2 elektrisch betriebene Radialverdichter mit einer Leistung von je 20.000 N/m³ | ||
+ | - 1 elektrisch betriebener Schraubenverdichter (5.000 N/m³) | ||
+ | |- | ||
+ | | 2008 Außerbetriebnahmee || Die benötigte Druckluft für die Wasserhaltung wurde von da ab von Verdichtern im Grubengebäude erzeugt. | ||
+ | |} | ||
+ | |||
+ | === Hauptmaschinengebäude === | ||
+ | Das 1914 errichtete Hauptmaschinengebäude diente der Erzeugung von Druckluft und der Bewetterung des Grubengebäudes. Über einen unterirdisch mit Schacht 1 verbundenen Kanal wurden die verbrauchten Grubenwetter über Großlüfter abgezogen. Zusätzlich standen ursprünglich noch zwei dampfbetriebene Kompressoren in dem Gebäude. | ||
+ | [[Datei:Hauptmaschinengebaeude_Suedansicht_1200.jpg|1000px|thumb|left|Hauptmaschinengebäude, 1914, Südansicht, © Hagemann]] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | {|| class="prettytable" style="margin: 0 0 1em 1em; font-size: 90%; width:70%; vertical-align:top; text-align:left; empty-cells:hide" } | ||
+ | |- | ||
+ | ! bgcolor="#D8E8FF" | !! bgcolor="#D8E8FF" | | ||
+ | |- | ||
+ | | Spätere Bezeichnungen || | ||
+ | - Maschinengebäude | ||
+ | - Lüfter- und Lagergebäude | ||
+ | - Trafozentrale (missverstänlich, da niemals Trafos in dem Gebäude standen. Besser nicht verwenden.) | ||
+ | |- | ||
+ | | Baujahr || 1914 | ||
+ | |- | ||
+ | | Architektur || Schlichter Backsteinbau, durch Wandvorlagen vertikal und Gurtgesimse horizontal gegliedert. | ||
+ | |- 1914: || | ||
+ | | Maße || | ||
+ | Länge: 44 m | ||
+ | Breite: 28 m | ||
+ | Höhe: 20 m | ||
+ | |- | ||
+ | | 1914 || | ||
+ | - 2 Lüfter (Ventilatoren) à 12.000 m³/min Luftdurchsatz. | ||
+ | - 1 Kolbenkompressor: 10.000 m³/h | ||
+ | - 1 Kolbenkompressor: 12.000 m³/h | ||
+ | |||
+ | Die Lüfter dienten der Bewetterung des Grubengebäudes. Die „warmen Wetter“ wurden ursprünglich über Schacht 1 von den Grubenlüftern angesaugt und über Diffusoren an die Umgebungsluft abgegeben. | ||
+ | |- | ||
+ | | 1937 || | ||
+ | Zusätzlich wurden noch aufgestellt: | ||
+ | - 1 Kreiselkompressor: 28.000 m³/h | ||
+ | - 1 Turbokompressor: 19.000 m³/h | ||
+ | |- | ||
+ | | 1979 || Außerbetriebnahme der Grubenlüfter. | ||
+ | (Neue Grubenlüfteranlage im ehemaligen westlichen Fördermaschinenhaus von Schacht 1). | ||
+ | |- | ||
+ | | 1981 || Im östlichen Teil des Obergeschosses wurde eine 5 kV Schaltanlage eingebaut für die Stromversorgung (500 V und 220 V) der Grube und der übertägigen Gebäude. Im nördlichen Bereich wurden Werkstätten eingerichtet. | ||
+ | |} | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | === Lohnhalle und Verwaltung === | ||
+ | Die Verwaltung und Lohnhalle wurde 1914 in Ziegelmauerbauweise errichtet. An sie schließt sich im Westen das Kauengebäude an. Die Lohnhalle geht über drei Geschosse mit zwei umlaufenden Galerien und großem Oberlicht. Im Erdgeschoss befanden sich Büroräme, die Lohnschalter, Steigerbüros und Magazinräume. im ersten Obergeschoss waren die Büros der Werksleitung, sowie die Direktions- und Steigerkauen untergebracht. Die Stabsstelle, Markscheiderei und die Lampenstube befanden sich im Dachgeschoss. Mit zunehmenden Ausbau der Zeche erreichte die Kaue ihre Kapazitätsgrenze, so dass 1952 das Gebäude erweitert werden musste. Gleichzeitig wurde mit dieser Maßnahme eine Trennung in Schwarz- und Weißkaue vorgenommen. | ||
+ | [[Datei:Lohnhalle_und_Verwaltung.jpg|1200px|thumb|left|Lohnhalle und Verwaltung -Ostansicht-, © Hagemann]] | ||
+ | [[Datei:Lohnhalle_Verwaltung_Kauen.jpg|900px|thumb|left|Lohnhalle, Verwaltung und Kauen, © Hagemann]] | ||
+ | [[Datei:1200x1px black.jpg]] | ||
+ | |||
+ | [[Datei:Fördermaschinenhaus.jpg|400px|thumb|Fördermaschinenhaus Schacht 2]] | ||
+ | [[Datei:Bergbau_Dorsten_Abbau_mod.jpg|400px|thumb|Kohleabbau unter Dorsten, Quelle: Kuschke, Michael, Geschichte des Bergbaus in Dorsten, 2008.]] | ||
+ | |||
+ | == Pläne == | ||
+ | [[Media:Rahmen_Pleuelstange_72_dpi_3602_1580.png|Östl. Fördermaschine - Schacht 2: Konstruktionsplan Maschinenrahmen der Pleuelstange, Friedrich Wilhelms-Hütte, Mülheim-Ruhr, 1912.]] | ||
+ | |||
+ | [[Media:Schnittzeichnung_72_dpi_3556_1725.png|Östl. Fördermaschine - Schacht 2: Schnitt durch Maschine und Fundament, Friedrich Wilhelms-Hütte, Mülheim-Ruhr, 1914.]] | ||
+ | |||
+ | [[Media:Westl Fördermaschine Schacht 2 Draufsicht Maschine-Friedrich-Wilhelms-Hütte Mülheim-Ruhr 1914.png|Westl. Fördermaschine Schacht 2: Draufsicht, Friedrich-Wilhelms-Hütte, Mülheim-Ruhr, 1914.]] | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | == Interne Links == | ||
+ | |||
+ | [[Geschichte_des_Bergbaus_in_Dorsten|Geschichte des Bergbaus in Dorsten, Michael Kuschke, 2008.]] | ||
+ | |||
+ | == Historische Zeitungsartikel zu Fürst Leopold == | ||
+ | |||
+ | <table id="toc" class="toc" summary="Inhaltsverzeichnis"><tr><td><div id="toctitle">[[Fuerst_Leopold_Zeitungsberichte|Fuerst_Leopold_Zeitungsberichte]]</div> | ||
+ | </td></tr> | ||
+ | <tr><td> | ||
+ | |||
+ | [[Datei:Dorstener_Wochenblatt_Miniatur_Kopie.jpg|183px|thumb|left|]] | ||
+ | |||
+ | </td></tr> | ||
+ | </table> | ||
+ | <br /> | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | == Literatur == | ||
+ | |||
+ | * '''100 Jahre Bergbau Lippe, 1907 - 2007''': Festschrift, Herne, Deutsche Steinkohle AG, 2007, 107 Seiten. Standort: Verein. | ||
+ | * '''Bergwerk Fürst Leopold / Wulfen 1913 - 1993''': Dortmund, Ruhrkohle-Zentraldruckerei, 1994, 246 Seiten. Standort: Stadtbibliothek. | ||
+ | * '''Chronik des Bergwerks Fürst Leopold / Wulfen 1913-1988''': 1988, Standort: Stadtbibliothek. | ||
+ | * '''Fünfzig Jahre Fürst Leopold Baldur. 1913-1963''', Hoesch AG Bergbau, Dorsten, 1963, 62 Seiten, Standort: Stadtbibliothek. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | |||
+ | == Weblinks == | ||
+ | |||
+ | [http://bergbau-dorsten.de/zeche-fuerst-leopold// Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte / Fürst Leopold] | ||
+ | |||
+ | [http://de.wikipedia.org/wiki/Zeche_Fürst_Leopold Wikipedia: Zeche Fürst Leopold] | ||
+ | |||
+ | [http://www.route-industriekultur.de/themenrouten/tr07/bergwerk-fuerst-leopold.html Route Industriekultur] |
Aktuelle Version vom 05:49, 6. Jun. 2022
Inhaltsverzeichnis |
Entwicklung
Der Name des Bergwerks leitet sich ab von Nikolaus Leopold Joseph Maria Fürst zu Salm-Salm (1838 - 1908). Dieser hatte als Standesherr für ein Gebiet, welches heute im wesentlichen der Lage des Kreises Borken und der Herrlichkeit Lembeck entspricht, das Bergregal inne, also das Verfügungsrecht über die Bodenschätze. Nachdem Versuchsbohrungen in den Jahren 1899 bis 1902 ergaben, dass auch nördlich der Lippe Kohle wirtschaftlich gefördert werden kann, beantragten Emil Tilmann, Dortmund und Victor Weidtman, Aachen die Bewilligung einer Genehmigung zum Bergbau (Mutung) in Hervest. 1906 erwarben sie das 4,4 km² große Bergeigentum vom Fürsten Salm-Salm zu Anholt und veräußerten dieses umgehend wieder für 750.000 Mark an die Bergwerksgesellschaft Consolidation in Gelsenkirchen. Als Regalherrn stand dem Fürsten zu Salm-Salm der sogenannte "Bergzehnte" zu, der nach dem abgeschlossenen Vertrag auf 1% des Verkaufswerts der zu fördernden Kohle ermäßigt wurde. Am 14. November 1910 begann man damit Schacht 1 abzuteufen. Die erste Kohle wurde am 19. Januar 1913 gefördert.
Ab 1914 erwarb das Eisen- und Stahlwerk Hoesch nach und nach Kuxe der "Gewerkschaft Fürst Leopold" und der "Gewerkschaft Fürst Leopold-Fortsetzung". Zweck dieser Ankäufe war es, sich vorsorglich Rohstoffe zu sichern für das expandierende Unternehmen. Mit dem Erwerb von nahezu allen Kuxen wurde die "Gewerkschaft Fürst Leopold" 1918 aufgelöst und das Bergwerk als ein Betriebsteil des Eisen- und Stahlwerks Hoesch geführt. Die in Dorsten geförderte Gas- und Gasflammkohle eignete sich zwar nicht dazu, Koks für die Verhüttung von Eisenerz herzustellen. Doch benötigte Hoesch auch Kohle für die Erzeugung von Wärme, und für die Befeuerung von Kraftwerken. Zudem konnte die Dorstener Kohle als sogenannte Bunkerkohle für Schiffsdampfmaschinen im In- und Ausland abgesetzt werden. Der Export von Kohle musste z.T. subventioniert werden, da außerhalb von Deutschland wegen dort günstigerer Standortbedingungen Steinkohle preiswerter abgebaut werden konnte.
1931 erfolgte der Verbund von "Fürst Leopold" mit der Holsterhausener Zeche Baldur unter dem Namen "Fürst Leopold-Baldur". Am 30.November 1969 wurde die Hoesch Bergbau AG und damit auch die Zeche Fürst Leopold-Baldur in die neu gegründeten Ruhrkohle AG eingebracht. Nachdem 1971 eine gemeinsame Werksdirektion mit der Zeche Wulfen gebildet worden war, kam es am 01.01.1982 zum endgültigen Zusammenschluss unter dem Namen "Fürst Leopold/Wulfen".
Die höchste Förderung erreichte das Bergwerk 1997 mit 2,4 Mio. Tonnen, die von 2.943 Beschäftigten erzielt wurde.
Zum 01. April 1998 verschmelzen die beiden Zechen Westerholt und Fürst Leopold/Wulfen zum Bergwerk Lippe. Quasi als Ausgleich für den Wegfall der Arbeitsplätze auf Fürst Leopold erhielt die Stadt Dorsten die Zusage, dass die Ausbildungsstätte in Dorsten weiterbetrieben würde und auch die Verwaltung der Verbundzeche ihren Sitz in Dorsten haben würde. Die letzte Kohle auf Fürst Leopold wurde am 17. August 2001 gefördert. Die Ausbildung kam nach Herten-Westerholt und zum Leidwesen der Stadt Dorsten (Berichtsvorlage Stadt Dorsten) zog auch die Verwaltung nach Herten. Der räumliche Verbund der Grubenfelder von Leopold und Westerholt erfolgte am 15. Juni 2005 mit dem Durchschlag einer zwischen den beiden Zechen aufgefahrenen Strecke. Das Bergwerk Lippe stellte schließlich am 19.12.2008 den Betrieb ein.
2019 wurde Schacht 1 zu einer Brunnenröhre umgebaut, Schacht 2 bis zu einer Tiefe von 670 m komplett verfüllt. Schacht 1 wird künftig als Reservebrunnen vorgehalten. Sollte die Förderung des Grubenwassers an anderen Standorten im Revier zu einem höheren Anstieg als berechnet führen, könnte durch Einhängen von Tauchpumpen in Schacht 1 die Grubenwasserhaltung im Revier unterstützt werden. Dazu wurde der Schachtquerschnitt durch Ausbetonieren von 6,50 m auf 2,70 m reduziert. Schacht 2 ließe sich ebenfalls bei Bedarf für weitere Unterstützungssümpfungen aufbohren.
Nach Aufgabe der Kohleförderung im Revier wird Grubenwasser der Schwerkraft folgend unterirdisch über ehemalige Strecken (Stollen), Strebe (Kohleabbaubereiche) und Klüfte (Spalten) zu Gebieten niedriger Grubenwasserstände fließen. Dort wird das Grubenwasser unterirdisch auf höhere Niveaus gepumpt und gezielt in Richtung Dinslaken/Walsum geleitet. Ziel ist es, das Wasser an keiner Stelle höher als ca. 600 m unter Gelände ansteigen zu lassen. Die 5 Wasserhaltungsstandorte im Revier sind: "Robert Müser" (Bochum), "Heinrich" (Essen), "Friedlicher Nachbar" (Bochum), "Lohberg" (Dinslaken) und "Walsum" (Duisburg). Neben Schacht 1 des ehemaligen Bergwerks "Fürst Leopold" ist zusätzlich der Schacht 3/7 ("Auguste Victoria") in Marl als Reservestandort für die Wasserhaltung vorgesehen.
Zeittafel
Jahr | Ereignis |
---|---|
1902 | Mutung der Felder Fürst Leopold I - III |
1906 | Februar/März: Verleihung der Felder Fürst Leopold I - III, Gründung der Gewerkschaft "Fürst Leopold" (im Besitz der Bergwerksgesellschaft Consolidation) |
1908 | Verleihung der sechs Felder Fürst Leopold IV - IX |
1909 | Verleihung Feld Fürst Leopold X, Berechtsame: 21,2 km² |
12.02.1910 | Konsolidierung der Berechtsame zu Fürst Leopold, |
14.11.1910 | Teufbeginn Schacht 1 (Gefrierverfahren) |
1911 | Teufbeginn Schacht 2 (Gefrierverfahren), Schacht 1: Karbon bei 600 m(-567 m), Teilung der Berechtsame in Fürst Leopold (15,1 km²) und Fürst Leopold Fortsetzung (6,1 km²) |
1912 | Schacht 1: Ansetzen 1. Sohle = 647 m(-614 m), Schacht 2: Ansetzen 2. Sohle = 744 m(-709 m), erste Kohlenförderung, 532 t, 394 Beschäftigte |
19.01.1913 | Schacht 1: regelmäßiger Förderbeginn |
1913 | Tieferteufen Schacht 1 bis 2. Sohle, 39236 t, 626 Beschäftigte |
1914 | Tieferteufen Schacht 1 |
1915 | Schacht 1: Ansetzen 3. Sohle = 874 m(-839 m), Schacht 2 ebenfalls bis 3. Sohle, 151418 t, 799 Beschäftigte |
22.09.1918 | Erwerb durch die Hoesch AG, Auflösung der Gewerkschaft |
1920 | Erwerb Feld Trennstück 0din (0,35 km²), Gesamtberechtsame: 21,5 km², 334201 t, 1795 Beschäftigte |
1925 | 509872 t, 2068 Beschäftigte |
1926 | Auffahrung Strecke auf 3. Sohle zum Verbund mit Baldur, jedoch im gleichen Jahr gestundet |
1930 | 523035 t, 1445 Beschäftigte |
01.04.1931 | Zusammenlegung mit sillgelegter Zeche Baldur zu Fürst Leopold-Baldur, Baufeld: 25,3 km2, Anlagen:
Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m), Baldur: Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), Juni: Durchschlag zwischen 2. Sohle Fürst Leopold und 3. Sohle Baldur, 482080 t, 1253 Beschäftigte |
1934 | 42 Feierschichten wegen Absatzmangel |
1935 | 567304 t, 1204 Beschäftigte |
1940 | 1.095342 t, 2410 Beschäftigte |
1945 | schwere Kriegsschäden, 3. Sohle unter Wasser, Mai: Sümpfen, 279974 t, 1869 Beschäftigte |
1946 | Anlagen: Fürst Leopold 1/2, Baldur 1/2 (nur Wetterführung), Hauptfördersohle: 3. Sohle 874 m(-839 m) |
1950 | 1.058644 t, 3436 Beschäftigte |
1953 | Inbetriebnahme Kraftwerk |
1954 | Verfüllung Schacht Baldur 2 bis unterhalb 1. Sohle = 595 m |
1955 | 1.412910 t, 4296 Beschäftigte |
1956 | max. Förderung: 1.499302 t, 4477 Beschäftigte |
1960 | 1.214618 t, 3344 Beschäftigte |
1965 | 1.172667 t, 2735 Beschäftigte |
1969 | 1.106982 t, 1808 Beschäftigte |
1970 | Bildung einer Werksdirektion aus den Zechen Fürst Leopold-Baldur und Wulfen, jedoch bleiben beide weiterhin selbständig fördernde Anlagen. Umbenennung Fürst Leopold-Baldur in Fürst Leopold, Baufeld: 20 km², Anlagen: Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m) = Fördersohle, Baldur: Schacht 1 bis 3. Sohle = 743 m, Schacht 2 bis 1. Sohle = 595 m, 1.9. Strebbruch (3 Tote), 1.213006 t, 1890 Beschäftigte |
1972 | Verfüllung Schacht Baldur 2 |
1973 | Fürst Leopold: Ansetzen 4. Sohle = 1034 m(-1000 m) im Gesenk |
1975 | 1.206139 t, 2038 Beschäftigte |
1976 | Bau eines neuen Fördergerüsts über Schacht 1 und Umbau des Schachts auf Gefäßförderung, Förderberg von 3. Sohle zur 4. Sohle |
1979 | Mutung Feld Im Vest (0,14 km²) |
1980 | max. Förderung: 1.277840 t, 2325 Beschäftigte |
1981 | Durchschlag 3. Sohle mit 2. Sohle Wulfen mittels Strecken und Gesteinsberg (Länge: 7580 m), Übernahme Förderung untertage von Wulfen |
01.01.1982 | Umbenennung in Fürst Leopold/Wulfen.
Anlagen: Fürst Leopold: Schächte 1/2, Förderanlage, Fördersohlen: 3. Sohle = 872 m(-839 m) und im Gesenk 4. Sohle = 1034 m(-1000 mS), Schacht Baldur 1 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), nachfolgend genannt 2. Sohle), Wulfen 1/2: 2. Sohle = 1037 m(-991 m, -1000 mS), Kohlen untertage von Wulfen nach Fürst Leopold, Baufeld: 104,3 km², Tieferteufen Schacht Baldur 1, 1.383923 t, 2764 Beschäftigte |
1983 | Schacht Baldur 1: Ansetzen neue 3. Sohle = 864 m(-831 m), 4. Sohle = 943 m(-910 m) und 5. Sohle = 1053 m(-1020 m), Wulfen: Umbenennung 1. Sohle in 3. Sohle und 2. Sohle in 5. Sohle |
1984 | 30.01.: Fördereinstellung im Schacht Wulfen 1 |
1985 | 1.846060 t, 3109 Beschäftigte |
1988 | Schacht Leopold 1: Umbau Fördergerüst, in Planung: Teufen Schacht Wulfen 3 (zwischen Fürst Leopold 1/2 und Wulfen 1/2) |
1990 | Wulfen: Auffahrung 4. Sohle, 2.117843 t, 3051 Beschäftigte |
1991 | Tieferteufen Schacht Baldur 1: Ansetzen 1. Teilsohle = 1158 m(-1125 m), Wulfen: Anschluss der nachträglich angesetzten 4. Sohle = 927 m(-880 m) an die 4. Sohle Fürst Leopold |
1992 | Schacht Baldur 1: Ansetzen 2. Teilsohle = 1283 m(-1250 m) |
1993 | Schacht Baldur 1: Ansetzen 6. Sohle = 1323 m(-1290 m) |
1995 | 2.386962 t, 3302 Beschäftigte |
1997 | max. Förderung: 2.400350 t, 2943 Beschäftigte |
01.04.1998 | Verbund mit Westerholt zum Bergwerk Lippe |
17.08.2001 | Einstellung der Kohleförderung |
15.06.2005 | Durchschlag des Flözberges im Flöz L/K/I von Fürst Leopold nach Westerholt. Damit räumlicher Verbund beider Bergwerke unter Tage. |
19.12.2008 | Stilllegung des Bergwerks Lippe |
19.12.2008 | Die Tedo GmbH in Dorsten erwirbt 11,3 ha der ehemaligen Zechenfläche mit den historischen Gebäuden im Zentrum |
14.10.2011 | Die Kernfläche des Zechenareals wird aus der Bergaufsicht entlassen |
30.11.2011 | Nach Rückübertragung des Fördermaschinenhauses von Tedo an die RAG Montan Immobilien überträgt diese wiederum das Eigentum an die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur |
2015 | Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur erhält von der RAG als Zustiftung das Fördergerüst Schacht 2. |
2017-2019 | Schacht 1 wird ab einer Teufe von 670 m zu einem Brunnenschacht für eine später mögliche Reservewasserhaltung umgebaut und explosionssicher verschlossen und versiegelt. Durchmesser: 2,70 m. |
2019 | Schacht 2 wird ab einer Teufe von 670 m mit einem wiederaufbohrbaren Beton für eine spätere Reservewasserhaltung verfüllt und explosionssicher verschlossen und versiegelt. |
22.08.2021 | Eröffnung des Tisa-Archivs auf dem Sicherungsstandort der RAG neben Schacht 1. |
Beschäftigungszahlen
Förderleistung
Neue Nutzungen
Um neue Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln, wurde 2001 die Projektgesellschaft Fürst Leopold (PGFL) ins Leben gerufen. Gesellschafter der inzwischen liquidierten Einrichtung waren die Stadt Dorsten und die MGG (heute: RAG Montan Immobilien) mit jeweils 50% Geschäftsanteilen. Umfangreiche Bestandsaufnahmen der Gebäude, der Infrastruktur und des Freiraumes bildeten die Basis für eine 2004 von den Architekten und Stadtplanern Börner/Schmidt (Dorsten) und Post/Wolters (Dortmund) vorgelegten Konzeptstudie über neue Nutzungsmöglichkeiten auf der ehemaligen Zechenfläche. Diese Arbeiten wurden durch die EU und das Land NRW gefördert.
2006 hat die MGG mit der Firma PRISMA Immobilien, Dorsten einen Letter of intent geschlossen. Zielsetzung dieser Absichtserklärung war es, weitergehende Planungen vorzunehemen, mit dem Ziel, die Ansiedlung von Einzelhandel sowie weitere Nutzungen für Freizeit und Kultur auf dem Kerngelände zu prüfen. Parallel zu den Planungen des Investors hat die Stadt Dorsten in mehreren Gutachten untersuchen lassen, inwieweit die vom Investor gewünschten Einzelhandelsvorhaben verträglich sind mit städtebaulichen und handelswirtschaftlichen Zielen.
2009 erwarb die zwischenzeitlich neugegründete Gesellschaft TeDo (Tempelmann-Dorsten) rund 12 Hektar des ehemaligen Bergwerks Fürst Leopold von der RAG Montan Immobilien und der RAG AG. Der Rat der Stadt Dorsten hat daraufhin die Aufstellung eines Bebauungsplans für das zentrale Zechengelände beschlossen und 2011 einen Vorentwurf aufgestellt.
Am 30. November 2011 schließlich ging das Eigentum an dem Fördermaschinenhaus von der RAG auf die Stiftung Industriedenkmal und Geschichtskultur über. Das im Osten angrenzende Grundstück, auf dem ein soziokulturelles Zentrum entstehen soll, hat die Stadt Dorsten erworben. Am 05.09.2012 beschließt der Rat der Stadt Dorsten den Bebauungsplan "Ehemalige Schachtanlage Fürst Leopold -Teilabschnitt Süd/Ost-".
Gebäude
Sieben der einst über 30 übertägigen Gebäude stehen unter Denkmalschutz und werden künftig für kulturelle und gastronomische Zwecke genutzt. Es sind dies die Lohnhalle mit Verwaltung und Kauen, das Lager- und Lüftergebäude, das Fördermaschinenhaus sowie die Elektrische Zentrale (Dampfzentrale) und die Torhäuser. Die Bauten der Zeche Fürst Leopold entstanden im Wesentlichen in der Zeit zwischen 1911 bis 1916. Während die ersten Gebäude im aufwendigen neobarocken Backsteinstil/Reformstil (z.B. das Fördermaschinenhaus Schacht 1) errichtet wurden, konnten die in der Zeit des ersten Weltriegs und danch errichteten Bauten nur schlicht und dem Zweck entsprechend einfach ausgeführt werden.
Elektrische Zentrale
Die Elektrische Zentrale, vis-à-vis dem Verwaltungsgebäude, wurde bis zum Ende des Zechenbetriebs mehrfach umgenutzt und erweitert. In dem 1912 errichteten Gebäude standen zunächst zwei Turbogenatoren mit einer Leistung von je 1,6 Megawatt. Später kamen noch Kompressoren für die Bereitstellung von Druckluft hinzu.
1935 wurde die elektrische Zentrale nach Süden hin erweitert. In diesem Zusammenhang veränderte man die ursprünglich im Stil des Neobarocks ausgestaltete Fassade durch Einbau neuer Fenster und Vorsetzen einer Klinkerverblendschale. Damit erinnert das neue Aussehen dem seit den 1920er Jahren beliebten Stil des sogenannten "Backstein-Expressionismus“. Die Erweiterung des Gebäudes ermöglichte es, die 2,5 MW Dampfturbine von der Baldur hier unterzubringen. Der Standort Baldur erhielt von da ab den notwendigen Betriebsstrom über von Fürst Leopold aus verlegte Mittelspannungsleitungen.
Um den durch die zunehmende Mechanisierung nochmals erhöhten Strombedarf zu decken, erweiterte man 1948 das Gebäude ein zweites Mal um zwei Achsfelder und stellte eine vierte Dampfturbine mit einer elektrischen Leistung von 8 MW auf. 1952 wurde die Eingangstreppe nochmals umgebaut.
Mit Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe des neuen Hochdruckkraftwerks (1953), östlich des Maschinenhauses -Schacht 2- gelegen, wurde nur noch ein 10 MW BBC-Turbogenerator in der Kraftzentrale betrieben. Daneben befanden sich noch drei Turbokompressoren mit einer Gesamtleistung von 240.000 m³/h in diesem Gebäude. Der 300 °C. heiße Dampf (13 bar) für diese Kondensationsturbine, wie auch für die drei dort aufgestellten Kompressoren, kam von da ab als Abdampf aus dem neuen Kraftwerk von einer der beiden 10,5 MW bzw. 3,5 MW Vorschaltturbinen bzw., bei Ausfall dieser Aggregate, über eine Reduzierstation direkt von den Hochdruckkesseln.
1981 wurde aus der Kraftzentrale die Druckluft-/Dampfzentrale. Der Turbogenerator und einer der beiden Kompressoren wurden abgebaut. Der Dampf für die Fördermaschinen kam nun nicht mehr vom Kraftwerk, sondern wurde unmittelbar in der ursprünglichen „Elektrischen Zentrale“ erzeugt. Dazu wurden zwei kompakte gasbefeuerte Kessel installiert, von denen einer, bei Störungen der Gasbelieferung, auch mit Leichtöl, aus den dem Gebäude im Osten vorgelagerten Tanks, betrieben werden konnte. Das Gas wurde von der Kokerei Prosper in Bottrop bezogen. Für die Bereitstellung von Druckluft dienten zwei neben den Turboverdichtern aufgestellte Elektrokompressoren.
Mit Inbetriebnahme der neuen Elektrofördermaschine -Schacht 2- am 25.7.2008 wurde die Druckluft-/Dampfzentrale ausserbetriebgesetzt.
Spätere Bezeichnungen |
- Kraftzentrale, - Maschinenzentrale, - Pressluftzentrale, - Druckluftzentrale - Dampfzentrale |
Baujahr | 1912, 1935 neu errichtet, 1948 nochmals erweitert. |
Architektur | Ursprünglich in einem an den Jugendstil angelehnten Reformstil erbaut, wurde die elektrische Zentrale 1935 nach Süden erweitert und die Fassade durch Vorsetzen einer Kinkerverblendschale verändert. |
Maße 1912: |
Länge: 39 m Breite: 22 m Höhe: 20 m |
Maße 1935: |
Länge: 50 m Breite: 22 m Höhe: 20 m |
Maße 1948: |
Länge: 63 m Breite: 22 m Höhe: 20 m |
1912 | 2 Zweidruckdampfturbinen mit einer Leistung von je 1,6 Megawatt. |
1922 | + 1 Turbokompressor, 19.000 m³/h. |
1928 | + 1 Kreiselkompressor |
1935 | + 1 Turbogenerator |
1948 | + 1 Turbokompressor |
1952 | + 1 Turbokompresor |
1955 | Nach Fertigstellung des neuen Hochdruckkraftwerks verbleiben in dem Gebäude nur noch
- 3 Turbokompressoren mit einer Gesamtleistung von 240.000 m³/h und - 1 Turbogenerator (10 MW) |
1981 | Umnutzung als Dampf-/Druckluftzentrale
- 2 Dampfkessel mit einer Leistung von je 25 t Dampf pro Stunde - 2 elektrisch betriebene Radialverdichter mit einer Leistung von je 20.000 N/m³ - 1 elektrisch betriebener Schraubenverdichter (5.000 N/m³) |
2008 Außerbetriebnahmee | Die benötigte Druckluft für die Wasserhaltung wurde von da ab von Verdichtern im Grubengebäude erzeugt. |
Hauptmaschinengebäude
Das 1914 errichtete Hauptmaschinengebäude diente der Erzeugung von Druckluft und der Bewetterung des Grubengebäudes. Über einen unterirdisch mit Schacht 1 verbundenen Kanal wurden die verbrauchten Grubenwetter über Großlüfter abgezogen. Zusätzlich standen ursprünglich noch zwei dampfbetriebene Kompressoren in dem Gebäude.
Spätere Bezeichnungen |
- Maschinengebäude - Lüfter- und Lagergebäude - Trafozentrale (missverstänlich, da niemals Trafos in dem Gebäude standen. Besser nicht verwenden.) |
Baujahr | 1914 |
Architektur | Schlichter Backsteinbau, durch Wandvorlagen vertikal und Gurtgesimse horizontal gegliedert. |
Maße |
Länge: 44 m Breite: 28 m Höhe: 20 m |
1914 |
- 2 Lüfter (Ventilatoren) à 12.000 m³/min Luftdurchsatz. - 1 Kolbenkompressor: 10.000 m³/h - 1 Kolbenkompressor: 12.000 m³/h Die Lüfter dienten der Bewetterung des Grubengebäudes. Die „warmen Wetter“ wurden ursprünglich über Schacht 1 von den Grubenlüftern angesaugt und über Diffusoren an die Umgebungsluft abgegeben. |
1937 |
Zusätzlich wurden noch aufgestellt: - 1 Kreiselkompressor: 28.000 m³/h - 1 Turbokompressor: 19.000 m³/h |
1979 | Außerbetriebnahme der Grubenlüfter.
(Neue Grubenlüfteranlage im ehemaligen westlichen Fördermaschinenhaus von Schacht 1). |
1981 | Im östlichen Teil des Obergeschosses wurde eine 5 kV Schaltanlage eingebaut für die Stromversorgung (500 V und 220 V) der Grube und der übertägigen Gebäude. Im nördlichen Bereich wurden Werkstätten eingerichtet. |
Lohnhalle und Verwaltung
Die Verwaltung und Lohnhalle wurde 1914 in Ziegelmauerbauweise errichtet. An sie schließt sich im Westen das Kauengebäude an. Die Lohnhalle geht über drei Geschosse mit zwei umlaufenden Galerien und großem Oberlicht. Im Erdgeschoss befanden sich Büroräme, die Lohnschalter, Steigerbüros und Magazinräume. im ersten Obergeschoss waren die Büros der Werksleitung, sowie die Direktions- und Steigerkauen untergebracht. Die Stabsstelle, Markscheiderei und die Lampenstube befanden sich im Dachgeschoss. Mit zunehmenden Ausbau der Zeche erreichte die Kaue ihre Kapazitätsgrenze, so dass 1952 das Gebäude erweitert werden musste. Gleichzeitig wurde mit dieser Maßnahme eine Trennung in Schwarz- und Weißkaue vorgenommen.
Pläne
Westl. Fördermaschine Schacht 2: Draufsicht, Friedrich-Wilhelms-Hütte, Mülheim-Ruhr, 1914.
Interne Links
Geschichte des Bergbaus in Dorsten, Michael Kuschke, 2008.
Historische Zeitungsartikel zu Fürst Leopold
Literatur
- 100 Jahre Bergbau Lippe, 1907 - 2007: Festschrift, Herne, Deutsche Steinkohle AG, 2007, 107 Seiten. Standort: Verein.
- Bergwerk Fürst Leopold / Wulfen 1913 - 1993: Dortmund, Ruhrkohle-Zentraldruckerei, 1994, 246 Seiten. Standort: Stadtbibliothek.
- Chronik des Bergwerks Fürst Leopold / Wulfen 1913-1988: 1988, Standort: Stadtbibliothek.
- Fünfzig Jahre Fürst Leopold Baldur. 1913-1963, Hoesch AG Bergbau, Dorsten, 1963, 62 Seiten, Standort: Stadtbibliothek.
Weblinks
Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte / Fürst Leopold